RIAD Congress 2012 in Prag: Legal Protection Insurance - A new Generation
 


RIAD Congress 2012 in Prag

Legal Protection Insurance - A new Generation
Rechtsschutzversicherungen - Eine neue Generation

Die Bedürfnisse der Online-Generation sollen das Angebot von Rechtsdienstleistern drastisch verändern. Portale von Rechtsschutzversicherungen oder Anwaltskanzleien werden zukünftig nicht nur Informationsquelle für rechtliche Fragestellungen sein, sondern hier wird eine Online-Rechtsvertretung sowohl buchbar sein als auch durchgeführt werden - so sieht es der schottische Redner und Autor Prof. Richard Susskind auf dem internationalen Kongress von Rechtsdienstleistern in Prag.
Bekannt als Visionär mit provokanten und intelligenten Thesen, zieht er schnell das Auditorium in seinen Bann.

Den anwesenden internationalen Repräsentanten von Rechtsschutzversicherungen schwant, dass hier neue Strukturen mit enormem wirtschaftlichem Potential skizziert werden.
Die Rechtsanwälte im Saal stellen sich wahrscheinlich die Frage, ob das antizipierte Szenario noch während ihrer beruflichen Laufbahn Realität werden könnte (R. Susskind ist Autor des Buches "The End of Lawers?", Oxford University Press, 2008).

Als eine der wenigen anwesenden Mediatoren versuche ich zunächst zu verstehen, ob das ganze etwas mit mir und meinem Berufsstand zu tun hat. Meine Überlegung kommt zu einem schnellen Ergebnis, als Mr. Susskind das Wort "Online-Mediation" in den Mund nimmt. Bei ebay werde so etwas mit hervorragendem Ergebnis praktiziert.

Seit einigen Jahren ist die telefonische Mediation eine meiner Kernkompetenzen. Ich habe sie nicht nur selber durchgeführt sondern mich auch eingehend mit Qualitätssicherung (ISO 9001:2008) beschäftigt, deren TÜV-Zertifizierung aktuell in Arbeit ist. Oft bin ich gefragt worden, ob Mediation am Telefon überhaupt durchführbar sei.
Die Antwort lautet: ja, telefonische Mediation ist unter Anwendung aller diesem Verfahren zugrunde liegenden Prinzipien machbar. Es bedarf einer gewissen Transferleistung und Übung, die Ergebnisqualität einer klassischen Präsens-Mediation wird dann erreicht. (Wenngleich nicht jeder Fall für eine telefonische Mediation geeignet ist.)

Ich versuche, mich nun in eine Online-Mediation hineinzufinden. In meinem Vorstellungsvermögen will der Deckel aber nicht so recht auf den Topf passen. Ich sehe nämlich den ganzen durch emotionalen Druck entstandenen Dampf rechts und links an einem viel zu kleinen Deckel vorbeiströmen, so dass sich letztlich jemand die Finger verbrennt.
Vermutlich ist das der Online-Mediator.
Ist denn die "neue" Generation so abgeklärt, dass sie eine konfliktträchtige Situation rein auf der Basis von Zahlen, Daten und Fakten bewältigt? Braucht denn hier niemand mehr einen empathischen Mediator, der die Emotionen aufnimmt, oder auch einen Anwalt, der einer gewissen Schutzbedürftigkeit Rechnung trägt?
Da müsste sich aber die psychische Struktur unserer Kunden und Mandanten gründlich ändern.
Oder ich bin nicht visionär genug.

Natürlich ist es Ziel einer bewussten Provokation, Sichtweisen zu ändern und auf einen alternativen Blickwinkel aufmerksam zu machen. (Es gibt ja auch die Technik der "provokativen Intervention" in der Mediation.)
Dennoch oder gerade deswegen war ich gespannt auf Prof. Susskinds Antwort auf meine Frage, ob wir in der schönen neuen Welt nicht etwas vergessen haben, den emotionsgeladenen Kunden nämlich, der erst einmal etwas Druck loswerden muss, bevor wir mit unserer Arbeit beginnen können.
Aber bis in die Plenumsdiskussion habe ich es damit leider nicht geschafft. Dabei hatte ich die mir so wichtige Frage doch Online platziert...

Eine französische Journalistin hat sich für meine Meinung interessiert und Prof. Susskind und mich nacheinander interviewt. Leider liegt mir das Ergebnis nur auf Französisch vor, wer dessen mächtig ist, mag sich hier ein Bild verschaffen:
(Quelle L'ARGUS TV)

 


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